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Uwe Heimowski

überdenominationell in der Rolle als Sprecher beim Bundestag
pers. freikirchl./bapt.

Grußwort zur Eröffnung der ökumenischen Märtyrer-Ausstellung


Bereits seit ihrer Gründung im Jahr 1846 in London setzt sie Evangelische Allianz sich ein für Religionsfreiheit. Und so gehört es zu den Aufgaben eines politischen Beauftragten der Evangelischen Allianz in Deutschland (EAD), die Interessen verfolgter Christen gegenüber dem Bundestag und der Bundesregierung zu vertreten.

In dieser Funktion habe ich einige Länder bereist, in den Christen wegen ihres Glaubens bedrängt, verfolgt und manche auch getötet wurden - und werden. So war ich im Nordirak, in Pakistan, in Albanien, in Indien oder in der Türkei, um nur einige Länder zu nennen. Eines war in allen Ländern gleich. Immer, wenn ich mit den Verfolgten sprach, gaben sie mir zwei Bitten mit auf den Weg:

1) Vergesst uns nicht

Nichts ist schlimmer, als das Gefühl zu haben, in der Bedrängnis allein zu sein. Nichts ist andererseits stärker als die Gemeinschaft der Gläubigen über Kontinente und Generationen hinweg. Wir evangelischen Christen können hier viel von den orthodoxen Kirchen, der koptischen und auch der katholischen Kirche lernen, die das Andenken der Märtyrer, der Zeugen des Glaubens, ehren.

Ich schätze die Arbeit von Prälat Helmut Moll, der in seinen beiden Bänden „Zeugen für Christus“ über 1000 deutsche Männer und Frauen des 20. Jahrhunderts, die für ihren Glauben gestorben sind, dem Vergessen entrissen hat.

Und man kann nicht genug würdigen, dass die heute eröffnete Ausstellung ein Beitrag wider das Vergessen ist. Und darum ist sie zugleich eine Stärkung für unsere verfolgten Geschwister heute.

Als EAD leisten wir unsern Beitrag u.a. durch die Jahrbücher zur Religionsfreiheit sowie zur Verfolgung und Diskriminierung von Christen, die wir seit 1999 gemeinsam mit dem International Institut for Religious Freedom (IIRF)und der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) herausgeben.

Hören wir auf diese Bitte: Vergesst uns nicht.

2) Betet für uns

Die zweite Bitte, die ich wieder und wieder mit auf den Weg bekommen habe, lautet: Betet für uns. Das Gebet vereint Christen in ihrem Glauben, es versammelt uns vor dem einen Gott. Darum ist es gut, dass der Auftakt zur Eröffnung dieser Ausstellung durch einen Ökumenischen Gottesdienst und von gemeinsamer Fürbitte gebildet wurde. Die Verfolgten bitten um dieses Gebet, dieses tiefste Zeichen der Verbundenheit.

Bewegend ist, wofür wir beten sollen. „Bitte betet, dass wir treu bleiben.“ So habe ich es wieder und wieder gehört. Unsere Geschwister bekennen ihren Herrn in der Zeit schlimmster Verfolgung. Und ihr sehnlichster Wunsch ist nicht, dass die Bedrängnis endet – natürlich wünschen sie das, aber es gibt für sei noch etwas Größeres: Treue bis in den Tod. Warum ist das so? Weil unsere Brüder und Schwestern der Zusage vertrauen, dass ihr Glaube nicht auf diese Welt beschränkt ist, und dass der Herr Jesus Christus ihnen eine Ewigkeit schenkt.

Und mehr noch: Sie wissen, dass ihr Zeugnis weit über ihr eigenes Leben hinaus Früchte trägt. Der Kirchenvater Tertullian hat formuliert: „Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche“ (oder nach anderer Überlieferung: „der Same für neue Christen“). Der Glaube wächst, wo Menschen treu bis in den Tod ihren Herrn bekennen. Manchmal wächst die Kirche selbst, manchmal sind es die Werte, für die Christus steht.

Um es an einem Beispiel zu zeigen: Vor einigen Jahren hatte ich die Gelegenheit, an einem Gebetsfrühstück in Washington teilzunehmen. Hauptredner war Präsident Obama. Er hatte zwei Bibeln mitgebracht, die auf seinem Rednerpult lagen. Auf die eine hatte er seinen ersten Amtseid geschworen, auf die andere den zweiten. Die eine hatte Abraham Lincoln gehört, die andere Martin Luther King. „Ohne diese Männer“, erklärte Obama, „hätte ich nicht der erste schwarze Präsident der USA werden können.“ Lincoln und King hatten für ihren Einsatz gegen die Sklaverei und für die Gleichheit aller Menschen mit ihrem Leben gezahlt. Und warum waren sie dazu bereit? Noch einmal Präsident Obama: „Weil sie aus dem Wort Gottes wussten, dass jeder Mensch als Ebenbild Gottes geschaffen ist und die gleiche Würde besitzt.“

Das Zeugnis der Märtyrer weist weit über sie selbst hinaus. Lasst uns von ihnen lernen, unserm Gott treu zu folgen.

Uwe Heimowski sprach als Beauftragter der Evangelischen Allianz in Deutschland am Sitz des Bundestags und der Bundesregierung